De Ethica

Teil 1 - Grundlagen der Ethik und moralische Werte

Feynman
Feynman

Was ist Ethik?

Ethik ist die Lehre dessen, was man tun soll, wie man sich verhalten soll.

Sie bildet die Grundlage des Handelns, sowohl des Privaten als auch des Politischen.

Eigenschaften einer guten Ethik

Die folgenden Eigenschaften sollte - meiner Ansicht nach - eine gute Ethik erfüllen:

  • sie sollte in jeder Situation sagen, was man tun sollte (siehe oben) und damit widerspruchsfrei sein, also eine theoretisch eindeutige Handlungsanweisung geben
  • sie sollte der menschlichen Intuition eher entsprechen
  • sie sollte möglichst einfach sein, damit man mit ihr auch Entscheidungen treffen kann, ohne eine Ansammlung von 100.000 Handlungsanweisungen auswendig zu können
  • sie sollte universalisierbar sein, d.h. von jedem Angewendet werden können

Warum versuche ich Eigenschaften einer guten Ethik aufzuzählen? Weil ich möchte, dass man verschiedene Ethiken anhand dieser Eigenschaften vergleichen kann.

Motivation

Warum beschäftige ich mich mit Ethik?

Mein erster Blogpost beschäftigt sich mit Ethik, weil sie als Grundlage des Handelns für fast jede Diskussion wichtig ist. Das Diskutieren verläuft ins Leere, bzw. wird sinnlos, wenn die verschiedenen Diskussionsteilnehmer von verschiedenen Prämissen ausgehen.

Nur, wenn man über Ethik nachgedacht hat und sich damit über seine eigenen Prämissen im Klaren ist, kann man diese anderen mitteilen, um sich so gegenseitig zu verstehen und damit zu wissen, wo man ansetzen muss, um andere zu überzeugen.

Moralische Werte

Meistens werden Handlungen damit begründet, das man einen "Wert" verteidigen will, oder nach einem "Wert" handeln soll. Deshalb geht es erst einmal darum, was ein moralischer Wert überhaupt ist.

Der Sein-Sollen Fehlschluss

Als Erstes sollte man sich in Erinnerung rufen, was ein logischer Schluss ist: Bei einem logischen Schluss wird aus Prämissen etwas hergeleitet, das dahingehend in den Prämissen schon enthalten war.

Im Allgemeinen gilt, dass man aus dem Deskriptiven niemals das Normative schlussfolgern kann. Deskriptive Aussagen, beschreiben die Realität, während normative Aussagen beschreiben, wie man handeln sollte. Beispielsweise sind "Person A hungert" und "Hungern schadet der Gesundheit" rein deskriptive Aussagen (- sie beschreiben das "Sein"). Die Aussage "Man sollte Person A etwas zu essen geben." dagegen, ist normativ (- sie beschreibt, was man tun "soll"). Logisch kann man nur aus den beiden deskriptiven Aussagen eben nicht schließen, dass man Person A etwas zu essen geben sollte.

Die Definition eines Wertes

Nimmt man allerdings noch die Prämisse, dass Gesundheit gut ist hinzu1, dann kann man schließen, dass man Person A etwas zu essen geben sollte. 2 Gesundheit ist in diesem Fall ein moralischer Wert. Man könnte moralische Werte also so definieren:

Den nächsten Teil dieser Serie lesen.


  1. Die Aussage "Man sollte das tun, was das Gute vergrößert." wird als wahr vorausgesetzt. ↩︎

  2. Formal braucht man für diesen Schluss noch die Aussagen "Wenn man etwas zu essen erhält, verringert das den Hunger." und, "Wenn man jemandem etwas zu essen gibt, erhält diese Person etwas zu essen." Der ganze Schluss würde folgendermaßen lauten: P1: Person A hungert P2: Hungern schadet der Gesundheit P3: Man sollte das tun, was das Gute vergrößert P4: Gesundheit ist gut P5: Wenn man etwas zu essen erhält, verringert das den Hunger P6: Wenn man jemandem etwas zu essen gibt, erhält diese Person etwas zu essen. Schlussfolgerung: Man sollte Person A etwas zu essen geben. ↩︎